Zuverlässige Kommunikation zwischen fahrerlosen Transportsystemen

Virtuelle Deichsel unter Kontrolle

Die funkbasierte Steuerung von fahrerlosen Transportsystemen (FTS) wird zusehends anspruchsvoller. In komplexen Industrieumgebungen müssen immer mehr Daten zuverlässig übertragen werden können, was mit herkömmlichen Technologien nicht immer realisierbar ist. Die Firma Götting, Anbieter von Sensorik zur Fahrzeugautomatisierung, konnte mit der EchoRing-Technologie nun einige spezielle Applikationen testen und der FTS-Steuerung damit zugleich neue Nutzungspotenziale eröffnen.
Bild: R3 – Reliable Realtime Radio

Konkretes Beispiel für die neuen Möglichkeiten ist der Cooperative Transport of Goods, also der Transport großer und sperriger Lasten mit Hilfe mehrerer kleiner Fahrzeuge, die aufgrund ihrer Skalierbarkeit kostengünstiger und flexibler einsetzbar sind als ein einziger, großer Schwertransporter. Die einzelnen Fahrzeuge werden dabei nicht mechanisch, sondern über eine sogenannte virtuelle Deichsel miteinander verbunden, müssen jedoch als integriertes System agieren können. „Eine der Herausforderungen besteht darin, die relativen Positionen der Fahrzeuge zueinander auch während des Transportvorgangs über längere Strecken sehr genau konstant zu halten, damit keine mechanischen Kräfte in die zu transportierende Last übergeleitet werden“, erklärt Thomas Neugebauer, Leiter der Entwicklungsabteilung bei Götting. Über eine EchoRing-Funkstrecke konnten die erforderlichen Positions- und Zustandsdaten der Fahrzeuge nun zyklisch und absolut zuverlässig untereinander ausgetauscht werden, sodass Götting die Sicherheit der Technologie zur Lageregelung virtueller Deichseln nachweisen konnte.

Infrastrukturlose Kommunikation

Neben der FTS-Steuerung bewährte sich EchoRing bei Götting auch im Einsatz mit fahrerlosen Transportfahrzeugen, insbesondere in der infrastrukturlosen Kommunikation von Fahrzeugen bei Annäherung an Kreuzungen, Einmündungen oder sonstigen Entscheidungspunkten. Üblicherweise erhalten fahrerlose Transportfahrzeuge, auch AGV genannt (Automated Guided Vehicles), ihre Fahraufträge über WiFi oder ein Campus-Netz von einer zentralen Leitsteuerung, die sich auch um die Verkehrsregelung an den kritischen Stellen kümmert, um Stockungen oder gar Kollisionen zu vermeiden. Bei einer Störung des Kommunikationssystems bleiben die Fahrzeuge in der Regel stehen, was beispielsweise an Kreuzungen gegenseitige Blockaden verursachen kann. Zur Vermeidung solcher Störungen oder zur Entlastung des zentralen Kommunikationsnetzes können die Fahrzeuge mit dem EchoRing-System als zuverlässiges redundantes System ausgerüstet werden. An neuralgischen Punkten tauschen die fahrerlosen Transportfahrzeuge dann direkt untereinander Informationen aus und regeln die Vorfahrt autonom. Aktuelle Transportaufträge können so ohne Stillstände abgeschlossen und der Betrieb aufrechterhalten werden.

Bild: R3 – Reliable Realtime Radio

Zellulare Netze für 4G oder 5G

Im Rahmen eines Forschungsprojektes nutzt Götting darüber hinaus EchoRing in Kombination mit einem LTE-Sidelink-Übertragungssystem. Sidelink ist als infrastrukturloses Datenübertragungssystem Bestandteil der zellularen Netze im 4G- bzw. 5G-Standard und soll auch in Zukunft der Kommunikation zwischen Fahrzeugen im Straßenverkehr dienen. Zur Untersuchung einer softwarebasierten Implementierung wurden zwei Sidelink-Funksysteme auf zwei AGVs montiert, die vorgegebene Strecken mit unterschiedlichen Umgebungseigenschaften zurücklegen. Die Positionsregelung erfolgt über eine EchoRing-Funkstrecke. „Durch die besondere Architektur des Wireless-Systems funktioniert die Datenübertragung selbst bei vorhandenen Hindernissen im Funkweg absolut fehlerfrei“, bilanziert Götting-Entwicklungsleiter Thomas Neugebauer die bisherigen Ergebnisse. „Nicht nur, aber ganz besonders bei schwierigen Umgebungsbedingungen stellt EchoRing für die Navigation fahrerloser Systeme eine vorteilhafte und zuverlässige Lösung dar.“

Vorteile von Kabel und Wireless kombiniert

Die von der Firma R3 – Reliable Realtime Radio entwickelte EchoRing-Technologie soll die Zuverlässigkeit einer Kabelverbindung mit der Flexibilität einer drahtlosen Systemauslegung vereinen, bei Latenzzeiten von weniger als 5 Millisekunden. Die Kommunikationslösung eignet sich damit für eine große Bandbreite unterschiedlicher Anwendungen in der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, einschließlich der sicherheitsrelevanten Datenübertragung. Zu den Nutzern von EchoRing zählen Unternehmen wie Airbus, BMW oder Kuka.

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