Digitale Partnerschaft von Maschinenbau und Anlagenbetreiber - Teil 1

Von Anfang an effizient

Was wäre der Maschinenbauer ohne den Anlagenbetreiber und umgekehrt? Gerade beim Digitalisieren von Anlagen und Prozessen zeigen sich viele überschneidende Interessen beider Seiten. In der Folge kann das Industrial Internet of Things (IIoT) zu wahren Effizienzsprüngen führen. Wie der Einstieg in die Digitalisierung gelingt, welche Einstiegsanwendungen sich anbieten und wo gemeinsame Interessen von Maschinenbau und Anlagenbetreibern liegen, zeigt der erste Teil dieses Beitrags auf. Der zweite Teil erscheint im SPS-MAGAZIN 5/2022 und geht auf die jeweiligen Ausbaustufen, weiteres Potenzial und Wettbewerbsfragen ein.

Neben stabilen Prozessen ist für den Anlagenbetreiber die Qualität der Erzeugnisse wichtig. Daher wird für Anlagen oftmals die Gesamtanlageneffektivität OEE (Overall Equipment Effectiveness) ermittelt, die die Faktoren Leistung, Verfügbarkeit und Qualitätsrate beinhaltet. OEE-Werte lassen sich im Vorfeld einer Investition zwar nur bedingt kalkulieren, doch ist ein bestimmter OEE-Wert oft vertraglich als Abnahmekriterium definiert. Auch in der laufenden Produktion soll dieser Wert gemessen werden, was im Zuge der Digitalisierung ermöglicht wird und die Transparenz der Produktionsprozesse weiter erhöht.

Gemeinsame Interessen

Das Ewon-System wird sowohl von Maschinenbauern als auch von Anlagenbetreibern selbst eingesetzt. Im Servicefall kann der Anlagenbetreiber den Online-Zugriff auf eine Maschine aktiv freigeben – eine wichtige Funktion, wenn nicht nur Daten gelesen werden, sondern auch geschrieben werden müssen (bidirektionale Kommunikation).

HMS und die Solution Partner stellen hierfür ein umfassendes Sicherheitskonzept bereit, das den Anforderungen der IT auf Betreiberseite genügt. In Hinblick auf die Cyber Security wird die Zertifizierung nach Norm ISO27001 von den Ewon-Lösungen erfüllt. Ein Unternehmen wie HMS kann zudem auf fast 400.000 Anlagen verweisen, die aktuell über Talk2M global vernetzt sind, was für sich genommen bereits eine bedeutende Referenz darstellt. Die Remote-Service-Plattform ist die Lösung für die eingangs genannten Beispiele. Treten Maschinenstörungen auf, sind diese anstelle von Tagen oder Wochen üblicherweise innerhalb von wenigen Stunden bis Minuten gelöst. Denn ein Großteil der Remote-Serviceeinsätze hat unmittelbaren Erfolg. So kann sich eine Remote-Service-Plattform bereits nach nur einem Servicefall bezahlt machen.

Vom Lieferant zum Lösungspartner

Der Maschinenbauer profitiert seinerseits zunächst von neuen Umsatzpotenzialen. Es können differenzierte Service-Pakete, auch SLA (Service Level Agreements) genannt, angeboten werden, die nach der garantierten Reaktionszeit oder den Erreichbarkeiten gestaffelt sind. Gleichzeitig sind die Service-Experten in ihrer Arbeitszeit nun überwiegend in ihrer technischen Kompetenz gefordert, und da sie momentan nicht reisen können, somit auf Remote-Service angewiesen. Mit digitalen Leistungen trägt ein Maschinenbau-Unternehmen wesentlich zu stabilen und abgesicherten Prozessen sowie zur hohen Produktqualität des Anlagenbetreibers bei. Ein entscheidender Schritt ist getan: Das Maschinenbau-Unternehmen ist nicht mehr nur Lieferant, sondern hat sich mittel- und langfristig als Lösungspartner des Anlagenbetreibers positioniert. Damit nicht genug: Wird die Digitalisierung konsequent ausgebaut, ergeben sich weitere Anwendungen und Effizienzvorteile – von denen Anlagenbetreiber und Maschinenbauer noch weiter erheblich profitieren werden. Diese sollen im zweiten Teil des Beitrags vertieft werden.

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