SPS Messe 2021 will in Nürnberg mit 14 Hallen durchstarten

Zieht Euch warm an

Wie können Fachmessen nach eineinhalb Jahren Pandemie-Pause aussehen? Diese Frage wird in diesem Herbst an verschiedenen Stellen unterschiedlich beantwortet. Ende November tritt mit der SPS 2021 die größte reine Automatisierungsmesse mit ihrem Konzept in Nürnberg an. Business as usual? Wohl eher noch nicht.
 So nicht: Gedränge wird es auf der SPS 2021 nicht geben. Dennoch soll effizienter Messebetrieb möglich werden - ein Experiment.
So nicht: Gedränge wird es auf der SPS 2021 nicht geben. Dennoch soll effizienter Messebetrieb möglich werden – ein Experiment.Bild: Malte Kirchner / Mesago Messe Frankfurt GmbH

Eine Absage werde es nur im Katastrophenfall geben, betont Martin Roschkowski, Geschäftsführer der Messegesellschaft Mesago, und auch dann nur durch die bayerische Landesregierung. „Die Genehmigung der Münchner Staatskanzlei für die Messe SPS in Nürnberg vom 23. bis 25. November 2021 ist inzidenzunabhängig“, führt er aus. Und immerhin, knapp 700 Aussteller haben sich Stand Mitte September auf der Messe eingebucht, auf 750 bis 800 hofft der Veranstalter bis Ende November noch zu kommen. Das sind zwar nur gut halb so viele Unternehmen wie im Rekordjahr 2019, aber in der aktuellen Lage kann man fast schon von einer gigantisch großen Messe sprechen.

Gesamtes Messegelände in Betrieb

Das spiegelt sich auch in der benutzten Fläche wider: Mit 14 Hallen soll in Nürnberg der größte Teil des Messegeländes bespielt werden. Das liegt natürlich zum einen daran, dass deutlich luftiger aufgeplant wird. Die Gänge werden breiter, in allen Hallen werden Bereiche zur Begegnung und Kommunikation geschaffen, in die man sich, sollten die Messestände zu voll werden, zu Gesprächen zurückziehen kann.

Es liegt aber auch daran, dass langjährige Aussteller wie Siemens, Phoenix Contact, Beckhoff, Sick, Pepperl+Fuchs oder Turck ihre traditionell großen Messestände laut Veranstalter so gut wie nicht verkleinert haben. Lediglich die breiteren Gänge knapsen den Ständen wohl ein paar Quadratmeter ab. Gerüchten zufolge hat der eine oder andere Aussteller sogar die Gunst der Stunde genutzt, um seine Standfläche auf frei werdende Nachbarstände zu vergrößern und so den Platz für kommende Jahre quasi zu reservieren.

Wie wird das Messevergnügen unter Auflagen?

Die gleiche Größe heißt allerdings nicht, dass die Messestände auch optisch und inhaltlich so aussehen werden wie früher. Erste Umfragen unter Ausstellern haben ergeben, dass tendenziell weniger Produkte präsentiert werden, um mehr Platz für Bewirtung und Gespräche bereitzustellen. Das ist natürlich einerseits zur Einhaltung behördlich vorgegebener Mindestabstände sinnvoll, andererseits ermöglicht es eine Unterhaltung, bei der man sein Gesicht zeigen kann. Denn analog zu den Regeln etwa in Kinos oder Gaststätten dürfen die Masken abgenommen werden, solange man für die Bewirtung am Tisch sitzt oder steht. Die übliche Tasse Messekaffe samt Konferenzkeksen verschafft einem also klare Sicht auf den Gesprächspartner.

„Selbstverständlich wird es auch Produkte zum Anfassen auf der Messe geben“, betont Sylke Schulz-Metzner, Vice President bei Mesago. Damit will sie Gerüchten entgegenwirken, nach denen auf den Messen im Herbst alle Exponate hinter Glas verborgen würden. Dass die Messe das gewohnte Messeflair dennoch nicht zu 100 Prozent wird liefern können, liegt an den unvermeidlichen Corona-Maßnahmen. Die Genehmigung der bayerischen Staatsregierung ist durchaus großzügig: Bezogen auf die Gesamtveranstaltungsfläche dürften pro Tag bis zu 50.000 Personen die Messe besuchen. Eine Beschränkung auf eine gewisse Personenzahl pro Quadratmeter ist nicht vorgesehen, lediglich auf die Wahrung des Abstandes von 1,5m ist neben der Maskenpflicht zu achten.

Laut behördlicher Messegenehmigung liegt die Verantwortung für die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln nur auf den Gängen und Freiflächen bei der Messegesellschaft, auf den Messeständen liegt sie bei den jeweiligen Ausstellern. Entsprechend ist zu erwarten, dass hier unterschiedliche Aussteller mit unterschiedlichen Konzepten an den Start gehen. Wie das aussehen könnte, erklärte Christian Wolf, Geschäftsführer von Turck und Vorsitzender des Messebeirats, bei einem Gespräch mit der Redaktion: „Wir werden unseren traditionell nach allen Seiten offenen Messestand in diesem Jahr rundum geschlossen halten mit einem Ein- und einem Ausgang sowie einem Ampelsystem über die Belegung des Standes.“ Derartige Konzepte zu etablieren sei auch die Empfehlung des Austellerbeirats, so Wolf. Allerdings dürften nur Firmen mit sehr großen Messeständen die Option für eine ausgefeilte Besucherführung haben, bei den kleineren Ständen gilt im Zweifel Augenmaß und gesunder Menschenverstand.

„Es wird nicht die normale Messe, wie wir sie kennen, das muss man klar sagen“, betont Wolf. „Das ist für die Automatisierungstechnik jetzt ein Feldversuch. Es wird keine Shows mit Menschenansammlungen auf den Messeständen geben, auch keine Standpartys. Andererseits: Eng getaktete Gespräche in einer kurzen Zeit sind das Wesen einer Messe. Das zu schaffen wird die Herausforderung in diesem Jahr.“ Alles in allem dürfte es sich lohnen, vorab Termine auf der Messe zu vereinbaren, um unnötige Wartezeiten vor einem überfüllten Messetand zu vermeiden – falls Überfüllung überhaupt zu erwarten ist.

Die SPS als hybride Veranstaltung

Unter anderem um diese Terminvereinbarung zu erleichtern, plant die Mesago für 2021 ein hybrides Messekonzept. Einige der mit der rein digitalen 2020er „SPS Connect“ gemachten positiven Erfahrungen will man auch in diesem Jahr umsetzen. Bereits seit Wochen arbeitet die Mesago ergänzend zur physischen Veranstaltung an einem hybriden Messekonzept, um, wie es heißt, die SPS 2021 dem New Normal anzupassen. Online-Showcases für Aussteller und gestreamte Vorträge sollen eine flexible Teilnahme für alle ermöglichen – unabhängig von Zeit, Budget oder Reiserestriktionen. Spannender ist da unter Umständen die Möglichkeit, über das Portal Termine auf der Live-Messe zu vereinbaren, das könnte je nach Standkonzept doch Wartezeiten vor roten Messeampeln reduzieren.

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