Maßnahmen für ein eigenes Campus-Netz

So bleiben Unternehmen im P5G-Rennen

Private-5G-Netze sind ein wichtiger Baustein für die industrielle Automatisierung. Auch wenn viele Unternehmen noch keine konkreten Pläne für ein eigenes Campusnetz haben, werden sie in Zukunft nicht mehr auf diese Technologie verzichten können, um ihre Digitalisierung voranzutreiben. NTT zeigt, wie Firmen jetzt schon konkrete Vorarbeit leisten können, um sich auf einen Einstieg in P5G (Private 5G) vorzubereiten.

Der neue Mobilfunkstandard 5G ermöglicht in geschlossenen Netzwerken eine zuverlässige Datenübertragung mit niedriger Latenz und hoher Bandbreite und ist damit eine Schlüsseltechnologie für die zukünftige Kommunikation in der Smart Factory. Welche Bedeutung 5G und insbesondere P5G für die Industrie haben, zeigt die schnelle Entwicklung des Standards, die vom 3GPP-Konsortium vorangetrieben wird. Neue Releases ermöglichen einerseits immer neue Anwendungsfälle – und führen auch dazu, dass Unternehmen, die den Einstieg noch nicht gewagt haben, leicht den Anschluss verpassen können.

Machbarkeitsprüfung vorbereiten

Lohnt sich ein Campus-Netz für uns? Welche Anwendungsfälle sind für unser Unternehmen attraktiv und leisten einen Wertbeitrag? Welche Investitionen kommen auf uns zu? Welche technischen Voraussetzungen sind nötig? Diese und viele weitere Fragen stehen am Anfang jedes P5G-Projektes. Damit Unternehmen von der Fülle an Aspekten nicht erschlagen werden, sollten sie sich für das Erstellen einer Machbarkeitsstudie Spezialisten an ihre Seite holen. Gemeinsam analysieren die Beteiligten dann betriebswirtschaftliche, technische, räumliche, rechtliche und organisatorische Anforderungen. Nach Abschluss der Untersuchung halten Firmen einen klaren Überblick und eine Handlungsgrundlage in der Hand, um zu entscheiden, wann der Einstieg in P5G sinnvoll ist.

Betreibermodell definieren

In Eigenverantwortung ein P5G-Netz aufzubauen und zu betreiben, ist eine enorme Aufgabe. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Unternehmen, die eine große Investition in eine private Lösung scheuen, können auf 5G-Frequenzen klassischer Mobilfunkanbieter setzen. Beim so genannten Slicing nutzen sie einen reservierten Mobilfunkbereich und müssen nicht befürchten, dass Leistung und Datenübertragung durch andere Nutzer eingeschränkt werden. Diese gemanagten, unternehmensspezifischen 5G-Services über öffentliche Netze (5GaaS) sind eine Alternative zu einer komplett privaten Lösung und senken die finanzielle Einstiegshürde für Unternehmen. Es gibt auch hybride Modelle, bei denen die Eigentümerschaft der Infrastruktur und der Frequenz-Besitz variieren. Zu beachten ist, dass nur ein komplett eigenständiges P5G-Netz die völlige Kontrolle und die beste Integration in das Unternehmensnetz bietet. Beim Network Slicing und ähnlichen Modellen, die anteilig Netzwerkkomponenten eines Mobilfunkbetreibers nutzen, bestehen immer Abhängigkeiten zum externen Anbieter, die auch sicherheitsrelevant sein können.

Lizenzerwerb vorbereiten

Hat sich das Unternehmen für ein privates Mobilfunknetz entschieden, kommt als nächster Schritt der Lizenzerwerb. Die Bundesnetzagentur vergibt seit 2019 im Frequenzbereich 3,7 bis 3,8GHz Bereiche für eine nichtöffentliche Nutzung, damit Organisationen ein eigenes industrielles Campusnetz einrichten können. Die Berechnung basiert auf den Faktoren Bandbreite, Laufzeit und Fläche, wobei die Behörde hier zwischen Siedlungs- und Verkehrsflächen und anderen Flächen unterscheidet. Hinzu kommt ein einmaliger Sockelbetrag in Höhe von 1.000€. 321 deutsche Unternehmen haben sich bereits das Frequenzspektrum für ihr Firmengelände gesichert.

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