Allianz Risk Barometer 2023

Cyberangriffe und Betriebsunterbrechung sind Top-Gefahren

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Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) hat veröffentlicht zum 12.Mal die jährliche Umfrage zu den wichtigsten Geschäftsrisiken weltweit veröffentlicht. In Deutschland stehen ähnlich wie weltweit Betriebsunterbrechungen, Cybervorfälle und die Energiekrise auf den Spitzenplätzen des Risiko-Rankings.

Im Allianz Risk Barometer 2023 stehen erneut Cybervorfälle und Betriebsunterbrechungen an der Spitze der größten Geschäftsrisiken weltweit (beide mit 34 Prozent der Antworten). Ihnen folgen auf Platz 3 Makroökonomische Entwicklungen wie Inflation und eine drohende Rezession (Platz 10 im Vorjahr) sowie die Energiekrise als Neuzugang auf Platz 4 als die bedeutendsten Aufsteiger in der diesjährigen Liste der globalen Unternehmensrisiken, die der Allianz Industrieversicherer Allianz Global Corporate & Specialty jährlich veröffentlicht.

Mit Blick auf Deutschland dominieren dieselben Risiken wie aus weltweiter Perspektive, teilweise in veränderter Reihenfolge: So stehen bei deutschen Unternehmen Betriebsunterbrechung, Cybervorfälle, und die Energiekrise auf den drei Spitzenplätzen. Die Pandemie (von Platz 4 auf 13) scheint durch die Verfügbarkeit von Impfstoffen und dem Wegfall der Covid-Beschränkungen überwunden und zählt nicht mehr zu den Top Ten-Gefahren weltweit oder in Deutschland.

Sowohl Naturkatastrophen (von Platz 3 auf 6) als auch die Risiken des Klimawandels (von Platz 6 auf 7) sind in der Rangliste zurückgefallen. Politische Risiken und Gewalt hat es auf Platz 10 geschafft, während der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften auf Platz 8 aufsteigt. Änderungen in der Gesetzgebung und Regulierung bleibt ein relevantes Risiko auf Platz 5, Feuer/Explosion hingegen fällt um zwei Positionen zurück auf Platz 9.

Die Risikoprioritäten für Unternehmen im asiatisch-pazifischen Raum und in afrikanischen Ländern weichen etwas ab, was die Studienautoren auf die unterschiedliche Betroffenheit des anhaltenden Krieges in der Ukraine und seiner wirtschaftlichen und politischen Folgen zurückführen.

Digitale und disruptive Gefahren

Cyber-Vorfälle, wie IT-Ausfälle, Ransomware-Angriffe oder Datenschutzverletzungen, werden -global betrachtet – im zweiten Jahr in Folge als wichtigstes Risiko eingestuft. Nach Einschätzung des Allianz Cyber Center of Competence wird die Häufigkeit erpresserischer Ransomware-Angriffe 2023 deutlich erhöht bleiben, während die durchschnittlichen Kosten einer Datenpanne mit 4,35Mio.US$ so hoch sind wie nie zuvor und in diesem Jahr die 5Mio.-Schwelle überschreiten könnten. Der Konflikt in der Ukraine und weitere geopolitische Spannungen erhöhten das Risiko eines groß angelegten Cyberangriffs durch staatlich geförderte Akteure, so die Security-Spezialisten. Hinzu komme ein zunehmender Mangel an Fachkräften für Cybersicherheit, der die Verbesserung der Sicherheit vor zusätzliche Herausforderungen stellt.

Für Unternehmen in vielen Ländern wird 2023 wahrscheinlich ein weiteres Jahr mit erhöhten Risiken für Betriebsunterbrechungen (BU) sein, da viele Geschäftsmodelle anfällig für plötzliche Veränderungen sind, die sich wiederum auf Einnahmen und Gewinne auswirken. Die Bandbreite der Störungsquellen ist groß. Cyberangriffe sind die von den Unternehmen am meisten gefürchtete Ursache für BU (45 Prozent der Antworten), gefolgt von der Energiekrise (35 Prozent) und Naturkatastrophen (31 Prozent). Die explodierenden Energiekosten haben vor allem energieintensive Branchen gezwungen, Energie effizienter zu nutzen, ihre Produktion an alternative Standorte zu verlagern oder sogar vorübergehende Stilllegungen in Betracht zu ziehen. Die daraus resultierenden Engpässe drohen zu Versorgungsunterbrechungen in einer Reihe kritischer Branchen in Europa zu führen, etwa in den Bereichen Lebensmittel, Landwirtschaft, Chemie, Pharmazie, Bauwesen und verarbeitendes Gewerbe. Eine globale Rezession ist ein weiteres Störszenario im Jahr 2023, da durch die wachsende Zahl von Betriebsinsolvenzen Lieferantenausfälle drohen. Allianz Trade erwartet, dass Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2023 um 19% ansteigen.

Makroökonomisches Unbehagen

Makroökonomische Entwicklungen wie Inflation oder die Volatilität der Wirtschafts- und Finanzmärkte rangieren 2023 als drittwichtigstes Risiko für Unternehmen weltweit (25 Prozent der Antworten), gegenüber Platz 10 im Jahr 2022. Alle drei großen Wirtschaftsräume – die Vereinigten Staaten, China und Europa – befinden sich gleichzeitig in einer wirtschaftlichen Krise, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, so das Team von Allianz Research, das für 2023 eine Rezession in Europa und den USA prognostiziert. Die Inflation sei besonders besorgniserregend, da sie die Preisstruktur und die Margen vieler Unternehmen „auffresse“. Wie der Realwirtschaft stehe auch den Finanzmärkten ein schwieriges Jahr bevor, da die Zentralbanken überschüssige Liquidität aus dem gesamten System abziehen und die Handelsvolumina selbst in historisch liquiden Märkten zurückgehen würden.

Risikoaufsteiger und -absteiger

Die Energiekrise ist das besorgniserregendste Risiko, das im Allianz Risk Barometer neu bzw. auf Platz 4 (22 Prozent) erscheint. Einige Industriezweige, wie die Chemie-, Düngemittel-, Glas- und Aluminiumherstellung, können von einer einzigen Energiequelle abhängig sein – im Falle vieler europäischer Länder von russischem Gas – und sind daher anfällig für Störungen der Energieversorgung oder Preissteigerungen. Wenn solche Basisindustrien Probleme haben, können sich die Auswirkungen in anderen Sektoren weiter unten in der Wertschöpfungskette bemerkbar machen. Laut Allianz Trade stellt die Energiekrise den größten Rentabilitätsschock für europäische Unternehmen dar. Hohe Energiepreise würden die Gewinne der meisten Industrieunternehmen zunichtemachen, da die Preissetzungsmacht angesichts der nachlassenden Nachfrage schwindet.

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Allianz Global Corporate & Specialty AG
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