„Bei 6G wird der Mensch im Mittelpunkt stehen“

Von der Kommunikation mit Hologrammen bis zu ferngesteuerten Operationen – die nächste Mobilfunkgeneration 6G soll zahlreiche Hightech-Anwendungen möglich machen. An der Technischen Universität München (TUM) startet nun ein Großprojekt, das die wichtigsten Grundlagen für den neuen Standard legen will. Projektleiter Prof. Wolfgang Kellerer erklärt im Interview, wie 6G zum intelligentesten Mobilfunknetz wird, wann Deutschland eine führende Rolle einnehmen könnte und warum es in der Forschung weniger um Geschwindigkeitsrekorde, als vielmehr um eine Sicherheit von 99,999999999 Prozent geht.
Prof. Wolfgang Kellerer
Prof. Wolfgang KellererBild: Andreas Heddergott / TUM

Das 6G Zukunftslabor Bayern an der TUM gilt als größtes universitäres Forschungsprojekt in Deutschland zur sechsten Mobilfunkgeneration. Es ist Teil der 6G-Initiative Bayern, für die das Bayerische Wirtschaftsministerium mindestens 5Mio.€ Fördermittel zur Verfügung stellen wird. Zwölf Professuren werden in den nächsten drei Jahren grundlegende Mechanismen für 6G entwickeln und eine Roadmap für die Standardisierung und Einführung erarbeiten. Projektleiter Prof. Wolfgang Kellerer ist zugleich einer der beiden Sprecher der heute startenden Plattform Thinknet 6G von Bayern Innovativ, einem weiteren Baustein der bayerischen Initiative, die alle relevanten Akteurinnen und Akteure vernetzen will.

Der Mobilfunkstandard 5G ist noch nicht flächendeckend eingeführt, da arbeiten Sie mit 6G schon an der nächsten Generation. Ist 5G etwa schon wieder überholt?

Wolfgang Kellerer: 5G wird weiter im Einsatz sein, auch wenn die nächste Mobilfunkgeneration eingeführt ist. Aber es wird Unterschiede in der Anwendung geben: 5G spielt eine entscheidende Rolle für die Industrie 4.0, es ermöglicht eine neue Dimension der Kommunikation von Maschinen untereinander. Bei 6G sollen der Mensch und seine Umgebung im Mittelpunkt stehen.

Damit meinen Sie aber nicht den Menschen mit seinem Handy?

Kellerer: Nicht in erster Linie. Es geht vielmehr um eine Vielzahl an Technologien, die in unsere Lebenswelt eingebunden sind und mit denen wir dank höchster Mobilfunkqualität und Sensorik ganz selbstverständlich interagieren. Das können Assistenzroboter im Haushalt sein, hochaufgelöste 3D-Karten für autonome Fahrzeuge oder Hologramme, mit denen wir z.B. Gesprächspartner visualisieren können. Auch die Steuerung von medizinischem Operationsgerät aus der Ferne und weitere Anwendungen, bei denen es um millimetergenaue Positionierungen geht, wird der 6G-Standard ermöglichen.

Wie hoch wird die Übertragungsgeschwindigkeit bei 6G sein?

Kellerer: Wir gehen davon aus, dass durch die höheren Frequenzen, mit denen 6G arbeitet, eine Übertragungsrate von einem Terabit pro Sekunde erreicht werden kann. In unserem Forschungsprogramm interessieren uns allerdings weniger die Geschwindigkeitsrekorde. Wir wollen die Grundlagen für größte Ausfallsicherheit, kürzeste Latenzzeiten, höchste Energieeffizienz und neue Verfahren legen, die auch beim Einsatz von Quantencomputern Datensicherheit bieten.

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