Remote-Lösungen auf der Metav 2022

Fernwartung in Pandemiezeiten

Service und Wartung sind Qualitätsaspekte, die auf der Metav 2022 in Düsseldorf (21. bis 24. Juni) eine besondere Rolle spielen, u.a. in der eigens dafür eingerichteten Quality-Area. Die Sonderausstellung bietet Besucherinnen und Besuchern einen Überblick über die gesamte Bandbreite der Mess- und Prüftechnik sowie der Qualitätsmanagement- und Auswertungssysteme. Eine Erhebung unter den angemeldeten Ausstellern bestätigt, dass Fernwartung weitgehend zum Tagesgeschäft gehört.
 Mit intelligenten Werkzeugspannmitteln lassen sich hochgenaue Zerspanprozesse in Echtzeit zuverlässig überwachen und regeln.
Mit intelligenten Werkzeugspannmitteln lassen sich hochgenaue Zerspanprozesse in Echtzeit zuverlässig überwachen und regeln.Bild: Schunk GmbH & Co. KG

Sicherheitsbedenken ausräumen

Gerade im industriellen Umfeld gebe es eine besonders hohe Sensibilisierung für das Thema Datensicherheit, sagt Patrick Giezen, der darin mögliche Gründe für die Zurückhaltung sieht. Deshalb müssten hier klare Prioritäten gesetzt werden, um Unternehmen die Angst vor dem offenen Scheunentor zu nehmen. „Wir können beispielsweise Daten in unserer privaten Cloud-Infrastruktur verarbeiten, selbst wenn sich die Geräte in isolierten Netzwerken befinden und somit gar keine Bedrohung bestehen kann.“ Zusätzlich werden zahlreiche Sicherheitsfunktionen angeboten. Dazu gehören etwa Mehrfaktorauthentifizierung (das System fragt neben Benutzernamen und Kennwort nach zusätzlichen Identitätsnachweisen), Single-Sign-On (zentralisierter Service zur Nutzeridentifizierung), Active-Directory-Integration (Verzeichnisdienst für Zugriffsbeschränkungen auf bestimmte Objekte) oder eine allgemeine Zugriffsverwaltung.

Das Thema Datensicherheit steht auch im Fokus des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU in Chemnitz. Im Rahmen des Forschungsprojekts Audio (Auditlösung für Machine-Learning-basierte, datengetriebene Dienstleistungen) wurde eine IT-Architektur aufgebaut, um Fernwartungen und andere Services im Produktionsumfeld fälschungssicher anbieten zu können. Dabei werden Prozess-, Produktions- oder Maschinendaten verschlüsselt und auf Netzwerkknoten (Datenspeichern) abgelegt. Die Plattform stellt dann den sicheren Datenaustausch her, während ein hinterlegter Datei-Fingerabdruck vor unentdeckter Manipulation schützt.

Nächste Entwicklungsstufe: Augmented Reality

AR könnte Maschinenbau-Unternehmen ermöglichen, die Inbetriebnahme einer Maschine oder Anlage komplett remote anbieten zu können. Dafür sprechen nicht nur Kosten- und Effizienzgründe. Es dürfte auch im Sinne des Klimaschutzes sein, wenn die Fachleute, die zur Inbetriebnahme womöglich nach Shanghai oder Buenos Aires gereist wären, per Fernzugriff, Video-/Audio-Verbindung und mit Einsatz von AR-Brillen vor Ort die Partner anleiten und betreuen könnten.

Für Kilian Nölscher vom Fraunhofer IWU ist das Thema Fernwartung jedenfalls noch längst nicht ausgereizt: „Im Zuge der zunehmenden Vernetzung von Produktionsstätten und Digitalisierung von Produktionsmitteln bei gleichzeitigem Mangel an Fachkräften wird sich das Thema Fernwartung weiterentwickeln und in den virtuellen Raum diffundieren“, sagt er. Am Beispiel der Audio-Plattform könnte belegt werden, dass es eine sehr gute Ausgangslage gibt, um abgesichert und nachvollziehbar Daten zwischen mehreren Parteien für Dienstleistungen wie Fernwartung oder Zustandsüberwachung austauschen zu können. Trotzdem bleibe die größte Herausforderung bei der weiteren Digitalisierung, dass zwischen dem physischen Produktionssystem und dem virtuellen Raum eine Lücke klafft, die es in jedem Fall zu schließen gilt. Fachliche Kompetenz und Servicequalität werden dabei eine große Rolle spielen.

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Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.

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