
Redaktion: Und das deutlich aufwendiger?
Heidl: Natürlich. Stellen sie sich mal vor, in Ihrer Innenstadt werden vier Fahrspuren gebaut: eine für den Kfz-Verkehr, eine für Busse und LKW, eine für Krankenwagen und eine für die Feuerwehr. Wer will das bezahlen, also sowohl den Bau als auch die Instandhaltung, meine ich?
Redaktion: Keiner. Aber was hat das nun mit den Kommunikationsnetzen zu tun? Können da nicht alle Protokolle einfach auf einer ‚Spur‘ fahren?
Richter: Doch, aber die Ampeln sind das Kernproblem. Während bei einem Ampelzyklus sechs PKW locker über die Ampel flitzen, ist ein LKW erst angefahren und es wird schon wieder rot. Über kurz oder lang führt das zum Stau. Auf die Netzwerkwelt übertragen ist die Ampel der Switch, der die Kommunikationsprotokolle verwaltet. Laufen kurze (z.B. Profinet) Protokolle und lange (z.B. Visualisierungsdaten) über denselben Switch kommt es nicht zum Stau, sondern zu Datenverlusten, wenn der Speicher nicht groß genug ist. Und eben dadurch werden die Netze instabil und das führt über kurz oder lang zum Kommunikationsausfall und schlimmstenfalls zum Anlagenstillstand.
Redaktion: Also ist der Switch das eigentliche Problem?
Heidl: Ganz genau. Vom homogenen Profibus-Netzwerk her kommend waren Auswahlkriterien für den passenden Switch oft die Gehäusegröße, der Preis, die Schutzklasse und als wesentliches Argument der Hersteller. Wer eine SPS von Siemens, Rockwell, Phoenix usw. im Einsatz hatte, griff in der Regel immer auch zu einem Switch dieses Herstellers. Und das war auch absolut sinnvoll – in homogenen Netzen. Denn SPS und Switch sind perfekt aufeinander abgestimmt.